Die Kleinbahn Rosa

ROSAS ZEITEN ...aus dem Band "Rendsburger Kleinbahn" Schmalspur-Romantik von 1901 bis 1957 von Andreas Kerber. Geiger-Verlag Horb am Neckar 
Erhältlich bei Foto-Wagner, Stegen 2, oder zu beziehen über die Buchhandlung Reichel, Schiffbrücken-Galerie, Rendsburg.


Pulser Einheit – Windmühle und Bahnhof

Am 5. Juni 1911 verhandelt die Gemeinde Puls im Haus von Schankwirt Marx Dammann über Landerwerb für den Bahnbau. Die Versammlung war beschlussfähig  und im Beisein der betroffenen Landbesitzer wurde folgender einstimmiger Beschluss gefasst: Sämtliche Interessenten und Betroffenen erteilen die Bauerlaubnis, jedoch muss die Bahnverwaltung die Einfriedigung herstellen und unterhalten.

An die Gemeindevertreter wurde am 15. Mai 1914 vielfach die Frage gerichtet, wie weit der Bau des Bahnhofgebäudes ist. Daraufhin fragte die Gemeinde am 15. Juni 1914 beim Kreisausschuss an, ob sie den Bau ausführen muss oder die Konzession der Wirtschaft auch an eine Person, welche den Anforderungen der Kleinbahnverwaltung genügt, weiterverkaufen kann. Sollte die Gemeinde den Bau ausführen, müsste die Geldanleihe der Gemeinde Puls bedeutend höher sein. Weiter teilte die Gemeinde dem Kreisausschuss mit, dass der Betrag von 35.000 Reichsmark zum 1. November 1914 an die Kreiskommunalkasse überwiesen wird.

Am 12. Juni 1914 bat Gastwirt Dammann den Kreisausschuss, ihm den Betrieb der Bahnhofswirtschaft zu übertragen. Er wollte den Fahrkartenverkauf übernehmen und sich jedes Mal zum Bahnhof zu den Zügen begeben. Die Bahngeschäfte sollten in seinem Lokal erledigt werden. Von einer neuen Wirtschaft bat er abzusehen, denn für die 440 Einwohner zahlende Gemeinde wären zwei Wirtschaften ausreichend.

Im Antwortschreiben vom 24. Juni 1914 wurde Marx Dammanns Vorschlag abgelehnt. Wenn er die Bahnhofswirtschaft und die Funktion eines Bahnaufsehers übernehmen möchte, müsse er seine Wirtschaft zur Station verlegen. Aus Betriebsrücksichten muss der Bahnhofsverwalter seinen ständigen Wohnsitz auf dem Bahnhof haben. Falls er zur Verlegung bereit wäre, sollte er umgehend die Baupläne einreichen.

Marx Dammann war in seinem Schreiben  vom 17. Juli 1914 an den Kreisausschuss der Meinung, dass ihm durch die Verlegung der Gastwirtschaft ein zu großer Schaden entstehen würde. Er erklärte sich bereit, eine Filiale auf der Station zu errichten. Außerdem würde er den Verwaltungsdienst übernehmen und ständig auf der Station anwesend sein.

Schon am 17. August 1914 reichte Gastwirt Dammann einen Grundriss vom Bahnhofsgebäude in Puls ein. Er bat gleichzeitig um Bewilligung einer Bausumme.

Am 8. Juni 1915 wurde im Hause des Gemeindevorstehers Warnholz unter seinem Vorsitz mit den Gemeindevertretern C. Boie, H. Möller, H. Sierk,

J. Alter, D. Holling, T. Tank, J. Kock und T. H. Boie  (wegen Einberufung fehlten J. Bornholt und C. Tank) über die Kleinbahnhofswirtschaft, als einzigem Tagesordnungspunkt, beraten. Einstimmig wurde von der Vertretung der Beschluss gefasst, eine Eingabe an den verehrlichen Kreisausschuss zu machen. Mündlich erfuhr der Gemeindevorsteher vom Herrn Betriebsinspektor Iwersen, dass der Schankwirt Marx Dammann sich um die Konzession für die Kleinhahnhofswirtschaft bemühe. Der Eigentümer des für den Bahnhofbau in Betracht kommenden Grundstücks, Landmann Timm Tank, hat bei der Gemeinde für sich oder seinen Sohn Hans (27 Jahre alt, zurzeit Soldat) den Antrag gestellt, diesen bei dem verehrlichen Kreisausschuss für die Bahnhofswirtschaft in Vorschlag zu bringen. Timm Tank ist bereit, seinen für die Bahnhofsanlagen in Frage kommenden Grund und Boden unentgeltlich herzugeben. Die Gemeindevertretung hat daraufhin Marx Dammann darüber befragt, ob er bei Erteilung der Bahnhofkonzession ebenfalls gewillt sei, den Wert des Bahnhofsgrundstückes der Gemeinde zu vergüten. Dammann hat erklärt, dass er keinesfalls Geld für den Bauplatz zahle. Den verehrlichen Kreisausschuss möchten wir gehorsamst ersuchen, zu genehmigen, dass der von uns vorgeschlagene Timm Tank oder sein Sohn die Konzession für die Leitung des Bahnhofsbetriebes erhält. Sollte der Kreisausschuss jedoch die Leitung des Kleinbahnhofes mit Wirtschaft auf Marx Dammann übertragen, bitten wir einige Punkte zu berücksichtigen. Er braucht keine Entschädigung für das von der Gemeinde zu erwerbende Baugrundstück zu zahlen. An eine Person werden zwei Wirtschaftskonzessionen erteilt, und daher empfiehlt es sich im Interesse des Ortes, dass Dammann die alte Konzession eingehen und auf den Bahnhof übertragen lässt.

Marx Dammann teilte Betriebsinspektor Iwersen am 12. Oktober 1915 mit, dass er sich Wunschgemäß den Luhnstedter Bahnhof angesehen habe und Bahnhofsvorsteher Behrens mit der Bahnhofsanlage bisher sehr zufrieden sei. Abschließend meinte er, dass er nach seinen Berechnungen nichts für das Grundstück zahlen kann.

In einem Schreiben vom 22. Februar 1916 bat die Gemeindevertretung den Kreisausschuss, den Bau des Bahnhofsgebäudes schon bald in Angriff zu nehmen.

Die Gemeindevertreter waren der Meinung: Wenn der Besitzer des Grundstückes, Landmann Timm Tank, den Vorsteherposten erhalten hätte, wäre das Gebäude schon im vorigen Sommer gebaut worden. Auch jetzt ist Tank noch bereit, den Grund und Boden (Preis ca. 3.000 Mark) unentgeltlich an die Gemeinde abzutreten. Den Bau des Bahnhofgebäudes würde Timm Tank sofort ausführen, wenn er oder sein Sohn die Bahnhofswirtschaft erhalte. Erteilt man aber dem Schankwirt Dammann, der jetzt die Geschäfte für die Bahn ausführt, die Wirtschaftskonzession, so möchten wir, dass Dammann das Grundstück bezahlt. Außerdem sollte er dann schnellstens den Bau ausführen. Dringend wird auf dem Bahnhof eine Viehwaage benötigt. Sollte Marx Dammann nicht in der Lage sein, eine Waage zu erstellen, bitten wir um die Erlaubnis zur Errichtung einer Viehwaage.

Ein weiterer Punkt wurde im Schreiben an den Kreisausschuss angeführt. Die Besitzer, deren Grundstücksverhältnisse sich durch den Bahnbau verändert hatten, stellten bei der Gemeindevertretung den Antrag, dahin zu wirken, dass das Bahnland schon baldmöglichst vermessen und von der Enteignungskommission abgeschätzt werde. Die Einfriedigung sollte spätestens bis zum 1. Mai 1916 hergestellt sein.

Marx Dammann unterrichtete am 31. Juli 1916 die Betriebsleitung über den geplanten Bau einer Güterschuppens. Falls der Bau nicht zur Ausführung käme, aus welchen Gründen auch immer, wollte er die Zusicherung von der Betriebsleitung, dass sie ihm den verauslagten Betrag zurückerstattet.

Folgenden Aktenvermerk fertigte Betriebsinspektor Iwersen am 15. August 1916 an: Marx Dammann will ein Wohnhaus bauen, sobald seine Söhne den Militärdienst beendet haben. Unter dem Vorbehalt, dass ihm die Konzession erteilt wird. Ein Sohn ist im Felde, und der zweite kann täglich eingezogen werden. Bei Nichterteilung der Konzession bittet er um Rückerstattung der Kosten für den Bau des Güterschuppens. Er wird der Gemeinde für das Grundstück nichts vergüten, sondern will später einfach bauen und glaubt, dass er sich mit der Gemeinde einigen wird.

Zimmermeister Jürgen Rohwedder aus Puls erhielt schon bald den Auftrag, einen Güterschuppen auf dem Bahngelände zu bauen. Da er die gesetzte Frist bis zur Fertigstellung nicht einhalten konnte, schrieb er am 15. Dezember 1916 an die Betriebsleitung: „Der Güterschuppen auf der Station ist bis auf den zweiten Carbolineumanstrich fertiggestellt. Ich bitte ergebenst um Abnahme. Die Fertigstellung des Gebäudes konnte ich wegen langer Lieferzeiten der Türbeschlage nicht zur gewünschten Zeit schaffen. Der zweite Anstrich wird in den nächsten Tagen erfolgen.“
So sollte das Empfangsgebäude aussehen. Nach diesen Plänen wurde dann später gebaut.

Endlich schien auch für Puls ein Empfangsgebäude in greifbarer Nähe zu rücken. Am 17. April 1920 richtete Heinrich Bötel aus Schenefeld ein Schreiben mit folgendem Wortlaut an den Kreisausschuss:  Der Kreistagsabgeordnete Herr Holling aus Puls hat mich veranlasst, dem Kreisausschuss folgenden Vorschlag zu unterbreiten. Ich habe die Mühle am Bahnhof Puls gekauft. Sie war bisher ein Nebenbetrieb ohne Wohnräume. Nun stehe ich vor der Frage, ob ich die Mühle zum Abbruch verkaufen oder zu einem selbständigen Betrieb ausbauen soll. Um die richtige Entscheidung zu treffen, bitte ich zuvor den Kreisausschuss um eine Auskunft. Ist der Kreis daran interessiert, dass ich den Umbau so ausführe, dass auch der Bahndienst darin Unterkunft findet? Ich wäre eventuell bereit, die erforderlichen Baulichkeiten auf meine Kosten im Laufe dieses Sommers dementsprechend einzurichten. Den üblichen Bahndienstvertrag würde ich mit dem Kreis abschließen, wenn der Kreisausschuss mir in dem Betrieb Wirtschaftskonzession erteilt und mich bei der Beschaffung der Baumaterialien unterstützt. Eine Skizze über den geplanten Bau füge ich bei und bitte, gewünschte Änderungen vorzunehmen. Zurzeit stehe ich in günstigen Verhandlungen hinsichtlich der Beschaffung von Baumaterialien und bitte den Kreisausschuss deshalb, mir seine Entscheidung schnellstens mitzuteilen.“

Am 4. Juni 1920 teilt der Kreisausschuss Hinrich Bötel folgenden Beschluss mit: Der Kreisausschuss hat beschlossen, Ihnen die Wirtschaftskonzession in dem neben dem Bahnhof Puls geplanten Mühlengebäude zu erteilen, solange es dem Bahnbetrieb auf Grundlage eines mit Ihnen abzuschließenden Vertrages dient, unter der Voraussetzung, dass der Bau zum 1. Oktober des Jahres fertig ist. Zwecks Aufstellung des Vertrages wollen Sie sich im Laufe dieses Monats mit der Kleinbahnverwaltung in Verbindung setzen. Die Genehmigung für den Wirtschaftsbetrieb senden Sie rechtzeitig ein.

Das Kapitel Bahnhofsgebäude Puls konnte damit im Jahre 1920 endgültig zu den Akten gelegt werden.

Jahre später war die Bahnverwaltung gezwungen, einen neuen Warteraum auf dem Bahngelände zu errichten. Damit befasste sich die Gemeinde um 20. Dezember 1949, und Bürgermeister Holling stellte folgenden schriftlichen Antrag: Die Warteraumtür muss wieder angebracht werden. Besonders im Winter bietet der Raum ohne Tür einen ungenügenden Schutz. Außerdem fehlen innerhalb des Raumes die Sitzgelegenheiten gänzlich. Ältere und gehbehinderte Fahrgäste haben sich beklagt.

Bahnmeister Greve meldete am 7. Januar 1950 die Beendigung der Reparaturarbeiten. Es wurde eine Schiebetür angebracht. Für die Sitzgelegenheiten fehlten zu der Zeit die erforderlichen Bretter. Auch dieser Zustand wurde bald behoben. Leider kam schon am 29. Oktober 1954 das endgültige Aus.

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