Der Nachtwächter

Von Polizei wurde niemals berichtet, hatte einer etwas ausgefressen, wurde er kurzerhand ins Feuerwehrgerätehaus gesperrt. Der Gemeindevorstand entschied dann, was mit dem Sünder passieren sollte. Richtige Verbrechen wurden nie begangen. Das schlimmste, wovon berichtet wurde, war Brandstiftung.

Um Ordnung zu halten, ging in der Nacht ein Nachtwächter von Haus zu Haus. Der Nachtwächter war der einzige Mensch, der sich nach 21.30 Uhr auf der Straße sehen lassen durfte. Straßenbeleuchtung gab es 1910 nicht. Er musste bis 3.30 Uhr seine bestimmte Runde machen und an jedem Haus einmal in sein Horn blasen. Hörte er etwas Verdächtiges, war er verpflichtet, die Anwohner zu wecken, ansonsten musste er 40 Mark Strafe zahlen. Dies überlegte er sich aber ganz genau, denn er verdiente nur 36 Mark im Monat.

1918 war der Krieg vorbei und im Dorf trieb sich fremdes Gesindel herum. Meistens waren es junge Männer aus der Umgebung. Sie kamen, um irgend etwas zu ergattern, damit die Familien zu Hause nicht verhungerten. Es wurde gestohlen und geplündert. Um diesem vorzubeugen, bekam der Nachtwächter zwei Mann zur Unterstützung. Erst als sich die Lage normalisierte, durfte er wieder allein seinen Rundgang machen.